Das kleine Dorf "Bohlsen" mit knapp 600 Einwohnern liegt an der idyllischen Gerdau, einem noch recht ursprünglichen Heideflüsschen im fruchtbaren Uelzener Becken. Die bis 1972 selbstständige Gemeinde gehört heute innerhalb der Samtgemeinde Suderburg zur Gemeinde Gerdau.
Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes Bohlsen, noch unter dem Namen Boldessen, findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1292. Diese Urkunde beschreibt die Aufteilung des Erbes von Bernhard von der Schulenburg unter seinen Söhnen, zu dem auch Lehnsrechte in dem Ort gehörten.
Zahlreiche archäologische Funde im Ort und in der Feldmark belegen aber, dass in der Region schon weit vor Christi Geburt ständig Menschen lebten. Die Hügelgräber in der Umgebung aus einer Zeit bis 600 v. Chr. und das Reihengräberfeld am Buchenberg in der Bohlsener Gemarkung mit einer Belegungszeit vor oder um 800 n. Chr. sind noch heute sichtbare Zeichen dieser frühen Besiedlung.
Doch zu jener Zeit wurden die Wohnplätze immer wieder gewechselt. Dauerhafte Siedlungen gab es noch nicht. Der lehmige Boden im näheren Umfeld des heutigen Bohlsen eignete sich jedoch gut für den Ackerbau, sodass sich hier schließlich ortsfest Bauern ansiedelten – das Dorf mit dem Namen „Boldessen“ entstand.
Rechtlich gehörten die Bohlsener Höfe im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Grundherren, denen sie abgabe- und dienstpflichtig waren. In Bohlsen waren dies unter anderem die Kirche und das Kloster Ebstorf. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte auch in dieser Region die Ablösung (Receß), d. h. die Bauern konnten ihre Abgabe- und Dienstverpflichtungen gegenüber ihren Grundherren durch Geldzahlungen ablösen und waren nun freie Eigentümer auf ihren Höfen. Außerdem fand etwa zur gleichen Zeit eine Verkopplung statt. Die Gemeinschaftsflächen (Allmende) wurden unter den Bauern aufgeteilt und Ackerflächen zusammengelegt. Beide Maßnahmen führten zu einem erheblichen Aufschwung der Landwirtschaft und in Folge auch des Handwerkes. Neben den Bauern und der Mühle entstanden eine Schmiede, ein Gasthaus, eine Kolonialwarenhandlung und eine Tischlerei. Ebenso übten auch Schuster, Schlachter, Schneider und Bäcker nun ihr Handwerk in Bohlsen aus.
Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 begann die NS-Diktatur, die in den Zweiten Weltkrieg mündete und auch das Leben vieler Bohlsener veränderte. In den letzten Kriegstagen wurde eine Hofstelle in Brand geschossen, wobei auch einige hier beschäftigte Kriegsgefangene ums Leben kamen.
Das 1935 genehmigte Wappen stellt den Buchenberg mit zwei Kreuzen und zwei gekreuzten Schwertern dar – begründet in der damaligen (umstrittenen) Annahme , dass es sich bei den Grabfunden am Buchenberg um Skelette von gefallenen Kriegern der Normannenschlacht bei Ebbkestorpe (Ebstorf) handele.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gelangte ein Flüchtlingsstrom aus den verlorenen Ostgebieten nach Niedersachsen. Auch Bohlsener Haushalte boten den Heimatlosen eine erste Unterkunft an. Viele dieser Neubürger fühlten sich hier so wohl, dass sie im neu erschlossenen Baugebiet „Am Silberberg“ mit einem Hausbau einen Neuanfang wagten und heute „alte Bohlser“ sind. In den 1970er Jahren wurde „Im Thaa“ ein weiteres Baugebiet erschlossen und in den 1990er Jahren folgte mit dem „Brückberg“ das jüngste Neubaugebiet. Schnell wurden die Bauplätze verkauft und bebaut. Leerstände gibt es nicht, was vom hohen Wohnwert im kleinen Dorf Bohlsen an der idyllischen Gerdau zeugt.
Das bezeugen auch Bohlsens erste Plätze beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1993 und dem Nachfolgewettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2012. In verschiedenen Vereinen wie z.B. der Freiwilligen Feuerwehr, dem Schützenverein, dem Verein „Bohlser für Bohlser“ und dem Speicherverein engagieren sich viele Bewohner für das Dorfleben.
Von den 16 Hofstellen, die schon im 17. Jahrhundert bestanden, wirtschaften heute (2013) noch vier Betriebe. Zuckerrüben, Kartoffeln, Zwiebel, Mais und Getreide bilden den Schwerpunkt des Ackerbaus. Die Tierhaltungsbetriebe sind stark zurückgegangen, einen kleinen Milchviehbetrieb gibt es noch und einen Schweinemastbetrieb. Die Schmiede und die Tischlerei sind als Handwerksbetriebe durch erhebliche Anpassungsleistungen der Inhaber erhalten geblieben, neue Dienstleistungsbetriebe sind hinzugekommen. Die Bohlsener Mühle hat das große Mühlensterben der 1960er Jahre durch eine komplette Umstellung auf die Verarbeitung von Bio-Rohstoffen überlebt und gehört heute zu den größten Gewerbebetrieben des Landkreises.